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Schatzkiste des DRK füllt in Schlangen ein ganzes Museum

Ausstellung: Erik Nissen Andersen und Jürgen Reuter (von links) demonstrieren, wie die Kommunikation vor dem Handyzeitalter funktionierte. Neben den Funkgeräten werden auch Notfallboxen und Ausrüstung aus Kriegszeiten präsentiert. Foto: Tanja Andersen

Schlangen. Weiß und Rot - das sind die Farben, die die Besucher gleich beim Betreten des kleinen, aber detailreichen Museums in der Parkstraße empfangen. Der kontrastreiche Anstrich erfolgte bei der Renovierung des Gebäudes im Jahr 2012 natürlich in den Farben des Roten Kreuzes.

„Das Symbol ist eigentlich die Umkehrung der Schweizer Flagge", erklärt Jürgen Reuter. „Eine Ehrung für Henry Dunant, der in Genf geboren wurde und als Gründer der internationalen Hilfsorganisation gilt." Reuter hatte bis Ende 2018 die Leitung des Museums inne und hat diesen Posten zum Jahreswechsel an Erik Nissen Andersen abgegeben. Beide sind, wie die anderen Mitglieder auch, aktiv im Roten Kreuz tätig. Reuter war an sechs Hilfseinsätzen im Ausland beteiligt und hat aus dieser Zeit einige Erinnerungsstücke mit nach Deutschland gebracht. Im Laufe der Zeit begann er, gezielter zu sammeln. Als der Platz zuhause knapp wurde, stand plötzlich die Idee eines Vereins mit einer Ausstellung im Raum. Der Verein wurde 2007 gegründet. Die Führung beginnt mit einem Zeitstrahl im Flur, der zunächst die Entstehungsgeschichte des Roten Kreuzes veranschaulicht. Dort befindet sich auch das älteste Ausstellungsstück: ein Zeitungssauschnitt von 1859 mit einem Bericht über die Schlacht von Solverino. Die dort gesehenen Gräuel veranlassten Dunant, die Gründung einer unabhängigen Hilfsorganisation anzuregen. Weiter geht es in einen großen Raum, der in einzelne Themengebiete unterteilt ist. Medizinische Geräte, die fast mittelalterlich anmuten, Glasaugen und Prothesen jagen den Betrachtern kleine Schauer über den Rücken. Werbeplakate des Roten Kreuzes lassen die Ästhetik der 70er Jahre wieder aufleben. Auch die Rolle des Roten Kreuzes während des Nationalsozialismus wird nicht verschwiegen und ist entsprechend dokumentiert. Wieder zurück im Flur steht eines von Nissen Andersens Lieblingsstücken: die „Handmarie", eine rollbare Krankentrage. „Die sind heute noch so ähnlich im Einsatz. Und wer einmal bei einer Großveranstaltung versucht hat, mit einem Einsatzwagen durch die gaffende Menschenmenge zu kommen, weiß dieses Modell echt zu schätzen", findet er. Im Nachbarraum finden sich Exponate aus allen Ecken der Welt, Plakate, Postkarten, Literatur - das Rote Kreuz ist international tätig, lediglich das Kreuz wird je nach Land und Religion durch einen roten Halbmond oder einen Kristall ersetzt. „Wer eines dieser Symbole bei einem Einsatz in einem Konfliktgebiet trägt, ist offiziell geschützt", erläutert Nissen Andersen. Geht man die helle Holztreppe ins Obergeschoss, leuchten die Augen der Kinder: Regale voll mit Modellautos begeistern nicht nur die Kleinsten. Über 1200 Exemplare kamen allein aus einer Schenkung, die das Museum erhalten hat. „Wir bekommen die meisten Sachen gestiftet, aus Wohnungsauflösungen zum Beispiel. Gekauft wird so gut wie nichts", erläutert Reuter. Es wird fast alles gezeigt, was in der Sammlung vorhanden ist. Neben einem Raum für Ausstellungsstücke über das Jugend-Rot-Kreuz und Bilderrahmen mit unzähligen Briefmarken finden sich im Obergeschoss auch alte Kommunikationsmittel. „In Zeiten von Handys kaum vorstellbar, aber früher waren Funkgeräte etwas Besonderes", erinnert sich Andersen. Bewundern kann man auch die Erste-Hilfe-Kenntnisse der Rotkreuzler: Im Nachbarraum demonstrieren sie an Dummies die Wiederbelebung eines Menschen. Geschichtliche Sammlung Das Landesmuseum des DRK-Landesverbandes befindet sich in der Parkstraße 18 in Schlangen. Der Verein hat mittlerweile rund 100 Fördermitglieder sowie 36 DRK- Ortsvereine, die ebenfalls Mitglied sind. Gut ein Dutzend Menschen engagieren sich aktiv für den Verein. Sie haben zum Beispiel mit großem Einsatz den jetzigen Standort renoviert und übernehmen die Betreuung und Führungen an den Öffnungszeiten. Die Ausstellung ist, wie die anderen Museen des Ortes, jeden dritten Sonntag im Monat zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet. Ebenso können nach Absprache Führungen durch Gruppen gebucht werden. Der Besuch ist kostenlos, über Spenden freut sich der Verein aber immer. Quelle: Lippische Landes-Zeitung, Schlangen