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Rotkreuzmuseum für Westfalen-Lippe

Jürgen Reuter (53) weist in seinem Wohnhaus in Bad Lippspringe den Weg durch mehr als 100 Jahre Geschichte des Deutschen Roten Kreuzes. Auf etwa 100 Quadratmeter präsentiert der Lehrer ausgediente und seltene nationale wie internationale Utensilien rund um das Rote Kreuz. Foto: Wolfram Brucks, Westfälisches Volksblatt

Jürgen Reuter zeigt in Bad Lippspringe eine geschichtliche Sammlung
über das Deutsche Rote Kreuz

130 Verbandskästen zieren eine komplette Wand, gegenüber hängen Bilderrahmen, gefüllt mit 1200 Briefmarken aus aller Herren Länder, in Vitrinen und Schränken werden deutsche und ausländische Urkunden Orden, medizinische Geräte, Spielzeug, Uniformen, Aufkleber und Bücher gezeigt: Jürgen Reuter ermöglicht in seinem Wohnhaus in Bad Lippspringe auf knapp 100 Quadratmetern einen Streifzug durch mehr als 100 Jahre Geschichte. Und durch all die in der geschichtlichen Sammlung ausgestellten Dinge zieht sich eines wie ein roter Faden: das gleichfarbige Kreuz. Seit etwa drei Jahren sammelt der Lehrer Nationales wie Internationales rund um das Deutsche Rote Kreuz (DRK), bewahrte bis jetzt alles in Kisten im Keller auf. Pünktlich zum Jubiläum des Vaterländischen Frauenvereins im Kreis Paderborn, der am 5. November 125 Jahre Frauen im DRK feiert, hat der 53-Jährige mit seinem »harten Kern« von acht Helfern nun jedoch intensiv restauriert, sauber gemacht und geordnet. Und so ist in seinem Haus eine Art Museum entstanden, in dem die Geschichte des DRK dokumentiert und veranschaulicht wird. Den Anstoß, eine solche geschichtliche Sammlung aufzubauen, gab die Wohnungsräumung eines verstorbenen DRK-Kameraden vor einigen Jahren. »Unten stand ein großer Container in dem auch allerlei DRK-Utensilien landeten, mit denen die Erben nichts anfangen konnten«, erinnert sich Jürgen Reuter, seit 40 Jahren Mitglied im DRK. Und so entstand die Idee: »Man sollte eine Sammelstelle einrichten, in der das geehrt wird, was das Leben eines anderen DRK-Mitgliedes ausgemacht hat«, dachte sich der Bad Lippspringer damals und fing mit anderen Kameraden an, systematisch auf Flohmärkten oder auch auf Auslandsreisen zu sammeln. Denn: Mit der Sammlung wird nicht etwa nur die Geschichte und Entwicklung des Deutschen Roten der Weimarer Republik über das dritte Reich bis hin zur heutigen Zeit veranschaulicht. Einen hohen Stellenwert genießen so auch die zusammengetragenen Materialien aus anderen Ländern und natürlich aus der ehemaligen DDR. Neben Orden, Abzeichen und allerlei Seltenheiten zeigt Jürgen Reuter auch die ein oder andere Kuriosität, wie einen alten DDR-Helm, auf dem das Kreuz mit zwei roten Pflastern aufgeklebt ist. Dabei kam manchmal auch der Zufall zu Hilfe. So wurde der Lehrer nicht nur im Keller des DRK-Ortsvereins Paderborn, wo er einen Versehrtenfahrstuhl, Vorgänger des modernen Rollstuhls, auftreiben konnte, der in Kriegszeiten seinen Dienst tat, sondern auch beim Arztbesuch fündig: »Ein altes, tragbares EKG-Gerät und einen kleinen, Ende des 19. Jahrhunderts hergestellten Arzttisch steuerte mein Hausarzt bei«, freut sich Jürgen Reuter über die Unterstützung, die er von Kameraden des DRK ebenso erfährt wie von öffentlicher Seite und Privatpersonen. »Natürlich haben wir auch so manche Kilometer zurückgelegt, um uns etwas abzuholen«, erinnert sich der Lehrer für evangelische Religion und Deutsch an Fahrten nach Sülze in der Lüneburger Heide oder nach Bremen, wo veraltetes Ausbildungsmaterial beziehungsweise eine alte Blinklampe des DRK gesichert werden konnte. Unter den »alten Schätzen«, die Jürgen Reuter und seine Helfer in den letzten Jahren aufgetrieben haben, befinden sich natürlich auch allerlei Dinge, die in der heutigen Zeit ausgedient haben. So präsentiert der Bad Lippspringer Vorläufer von Reizstromgeräten ebenso wie eine Rucksacktrage und verschiedene Schilder, die in Zeiten, als noch nicht jedermann ein Telefon besaß, den Weg zur nächsten Unfallmeldestelle wiesen. »Diese Zeitreise durch die Geschichte des DRK ist sicherlich nicht nur für Mitglieder interessant«, weiß Jürgen Reuter. Und so hat in etwa zwei, Wochen, wenn die Sammlung komplett fertiggestellt ist, jeder Interessierte die Möglichkeit, sich nach telefonischer Voranmeldung (0 52 52) 93 14 28 über all das zu informieren, was das Leben eines DRK-Mitgliedes in Deutschland und im Ausland ausgemacht hat oder heute noch ausmacht. Nur auf eines müssen die Besucher im Moment noch verzichten: Jürgen Reuter hat lediglich zwei »weibliche« Schaufensterpuppen, an denen er die alten Uniformen des DRK zeigen kann. »Diese beiden Damen reichen einfach nicht aus«, bedauert Reuter. Denn: Werden ihm weitere Puppen zur Verfügung gestellt, könnte er noch viele weitere sehenswerte Uniformen zeigen, die »Rotkreuzler« einst getragen haben. Und das nicht nur von den weiblichen Mitgliedern, sondern auch von Männern und Kindern. Quelle: Julia Queren,  Westfälisches Volksblatt