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Ausstellungsstücke aus aller Welt

Der Schlänger Jürgen Reuter und sein Verein statten das Museum der Rotkreuzgeschichtlichen Sammlung mit vielen interessanten Exponaten aus. Dazu gehören auch Anstecker aus aller Welt. Foto: Ludmilla Ostermann

Schlangen. Den 23. Dezember 2009 wird Jürgen Reuter nie vergessen: "Ich schließe die Tür auf und mir fließt das Wasser entgenen." Der Tag vor Heiligabend vor drei Jahren markiert einen herben Rückschlag seiner Idee, ein Museum für das Deutsche Rote Kreuz Westfalen-Lippe zu eröffnen.

Wer heute in das Museum zur Rotkreuzgeschichtlichen Sammlung Westfalen-Lippe an der Parkstraße im lippischen Schlangen tritt, kann jenen Zustand nicht mehr erahnen. Gleich im Eingang wird der Besucher mit Exponaten empfangen. Auf drei Ebenen zeigt der Verein Ausstellungsstücke aus Deutschland und der Welt: medizinische Geräte, Bücher, Uniformen, Werbeartikel und auch Aufnäher. "Und mit denen fing alles an", sagt Jürgen Reuter. Als freiwilliger Helfer war der Bad Lippspringer lange Zeit für das DRK auch in Nigeria, Bangladesch und Thailand. "Das waren prägende Erlebnisse, die ich dort in den Krisenzeiten hatte", berichtet er nachdenklich. Gleichzeitig genießt der pensionierte Lehrer aber die Begegnung mit Mitstreitern aus allen Ländern. Er erzählt "Ich stand in Bangladesch mit einem Russen im Aufzug und bewunderte den Aufnäher seiner Ortsgruppe auf seinem Hemd. Ich fragte ihn, ob er tauschen wolle. Er zögerte nicht lange und riss sich seinen Aufnäher vom Hemd." Aus dem einen Aufnäher wurden im Laufe der Zeit unzählige. Da entwickelt sich die Idee des Museums. Der Gedanke stößt auf Nächstenliebe, ein Verein gründete sich, und Reuter bekommt Mitstreiter. Nachdem sein eigenes Haus bereits randvoll mit potenziellen Exponaten ist, sucht der Vorstand nach einem geeigneten Gebäude. Schlangens Bürgermeister Ulrich Knorr hört davon und schlägt das Gebäude der früheren Verwaltung vor. "Im Vorstand wurden wir uns schnell einig", erzählt Reuter. So ein Glückslos lasse man sich nicht entgehen. Und auch dann nicht, wenn Wassermassen die Decken und Böden zerstören. Die DRKler halten an ihrem Museum - ist es doch schon zum Greifen nah - fest: "Es war eine Ruine, ich hatte es schon fast aufgegeben", erinnert sich Jürgen Reuter. "Da haben meine Kameraden zu mir gesagt: Jürgen das schaffen wir!" Viele helfende Hände machen den Traum vom Museum in geschätzten 12000 Stunden Arbeit wahr. Heute läuft der Vater der Idee bereits durch die fast fertige Ausstellung. "Wir bekommen ständig Dinge zugeschickt", sagt er. "Erst gestern kam ein Funkgerät zu uns." Im Museum selbst folgt das Konzept einer Aufteilung in Buchten. Im Bereich 'werben und sammeln' finden sich Poster und Aufkleber. Die bewegte Geschichte des Vereins zur Zeit des Nationalsozialismus hat unter der Überschrift 'mahnen und erinnern' ihren Platz. "Dieses Konzept stammt von mir", erklärt Jürgen Reuter nicht ohne Stolz. Und auch die praktischen Gitter, an denen mit einfachen Haken Bilder ihren Platz finden, sind von ihm: "Museumsexperten, die wir zu Hilfe geholt hatten, meinten, das sei äußerst ungewöhnlich. Aber ich finde es super, ich mag diesen Werkstattcharakter." Viele Sachspenden Seitdem das Rotkreuzgeschichtliche Museum als eines von 16 in ganz Deutschland existiert, reißt der Strom der Sachspenden nicht ab. So liegen einige Ausstellungsstücke doppelt vor. Jürgen Reuter und der Vorstand hatten deshalb eine Idee: "Wir haben die Sachen eingelagert und bieten jetzt mit diesem Material eine Wanderausstellung an", erklärt er. "Wenn Ortsvereine Jubiläen feiern, können sie bei uns anfragen." Eine Übersicht über die Ausstellungsstücke findet sich im Internet. Quelle: Westfalen-Blatt, Schlangen