Seit 55 Jahren ist der ehemalige Lehrer Mitglied im Roten Kreuz – und fast genau solange ist das Sammeln seine Leidenschaft. „Angefangen hat alles 1969 mit meinem ersten Auslandsaufenthalt  als freiwilliger Helfer für das  Internationale Komitee vom Roten Kreuz“, erinnert sich Jürgen Reuter an seine Einsätze  in Europa, Asien und  Afrika. Dabei seien Helferteams aus der ganzen Welt zusammengekommen und  hätten untereinander Erinnerungsstücke   ausgetauscht.
Aus Kugelschreibern, Abzeichen und Aufklebern sei so  eine erste winzige Sammlung in der heimischen Schublade   zusammengekommen. „Dann wurde ich während eines Urlaubs Zeuge einer  Wohnungsentrümpelung und  sah, wie unzählige Rotkreuz-Erinnerungsstücke in einem Container landeten“, erzählt  der 69-Jährige davon, wie bei ihm der Wunsch entstand, seine eigene Sammlung mit  persönlichen Dingen von Rotkreuzlern zu erweitern.
Vorerst sollte das in den eigenen vier Wänden realisiert werden. „Als die Sammlung  aber stetig wuchs und immer  mehr Besucher durch unser Haus tigerten, wurde es Zeit, nach einem geeigneten Ort  für ein kleines Museum zu  suchen“, erinnert sich Reuter an das Angebot des Schlänger Bürgermeisters Ulrich Knorr,  das ehemalige Verwaltungsgebäude  in der Parkstraße zu beziehen.
Doch ganz so einfach wie gedacht sollte die Einrichtung  des Museums nicht vonstattengehen. „Nach einem  Rohrbruch, der das komplette Haus unter Wasser setzte, wollte ich die Idee eigentlich  schon begraben“, erinnert  sich Jürgen Reuter.
Doch mit zahlreichen Helfern, 12.500 investierten Arbeitsstunden und einem Budget  von 40.000 Euro wurde aus  dem lädierten Gebäude ein uriges Museum, das schließlich  2013 eingeweiht wurde.
Seitdem kommen pro Jahr  bis zu 500 Besucher aus aller  Welt, die auf Wunsch eine  Führung durch die Räumlichkeiten erhalten können. Unterstützt wird Jürgen Reuter  dabei von seinen elf Mitarbeitern.  „Wir sind allesamt  Rentner und hier immer am Basteln und Handwerken“,  lacht der Museumsleiter, der  sich selbst als „Mädchen  für alles“ bezeichnet. Dabei behalte er stets den Überblick  und kümmere sich um  anfallende Schreibarbeiten,  die Archivierung und vertrete letztlich das Museum nach  außen. „Teamwork wird bei uns großgeschrieben“, so Reuter dankbar  über seine Kollegen. „Wir  können alles gebrauchen.“
 Unterteilt ist das Museum in  viele kleine Buchten, die sich  mit Themen wie „Werben und  Sammeln“ oder „Auszeichnen und Ehren“ beschäftigen und  darüber hinaus Einblick in  Jugendarbeit, Katastrophenschutz,  Blutspende oder den internationalen Einsatzbereich  des Roten Kreuzes bieten. Von  besonders hohem ideellem  Wert ist für Jürgen Reuter eine Zeitung aus dem Jahr 1859,  die die Schlacht von Solferino  und damit den Ursprung des  Roten Kreuzes beschreibe.
„Es sind diese Originale, die  unsere Sammlung so wertvoll  machen“, so Reuter stolz,  denn „im Museum hat alles seine eigene Geschichte“. Und  vor allem mit seinen selbst  gesammelten und getauschten  Rotkreuz-Stücken verbinde er viele Erinnerungen.  Stolz ist der ehemalige Lehrer  auch auf das museumseigene  Archiv, das für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. „Aber schon oft sind Schüler oder Studenten hier gewesen  und haben sich Informationen  für ihre Abschlussarbeiten aus den alten Dokumenten  geholt“, freut sich Reuter über  das Interesse.
Neben der dauerhaften Sammlung  in Schlangen selbst,  organisieren Reuter und seine  Kollegen auf Einladung von Kreis- und Ortsverbänden pro  Jahr rund acht bis zehn Ausstellungen  in ganz Deutschland. „Im Keller lagern wir  alles ein, was wir doppelt  haben und gehen damit auf  Wanderschaft“, erzählt der  Museumsleiter von Fahrten,  die das Team bis ins Rheinland  oder im kommenden  Sommer nach Osnabrück  führen.
Über Nachschub an Sammlerstücken  brauche sich das  Museum darüber hinaus keine  Gedanken machen. „Mittlerweile sind wir so bekannt,  dass wir immer wieder etwas  aus Nachlässen erhalten und  kaum noch hinterherkommen“, freut sich Reuter. Ab und zu  könne man auch auf Flohmärkten  noch ein Schätzchen  finden, fügt er schmunzelnd  an.
Und auch wenn der Platz  mittlerweile schon fast wieder  knapp wird: „Wir können  eigentlich alles gebrauchen – wegwerfen können wir  es dann immer noch“, lacht  Reuter, der sich über neue Errungenschaften  immer wieder freut.
INFO
Persönliches
Jürgen Reuter ist 69 Jahre alt, verheiratet und  hat eine Tochter. Mit seiner Frau lebt er in Bad Lippspringe, wo auch der Trägerverein des Museums,  die „Rotkreuzgeschichtliche Sammlung in Westfalen-Lippe e.V.“, ihren Sitz hat. Neben  privaten Spenden sorgt der Verein über Mitgliedsbeiträge für die finanzielle Unterhaltung  des Museums.
Infos
Das DRK-Museum in Schlangen, Parkstraße18, hat jeden dritten Sonntag im Monat von 15 bis 18 Uhr, am Weltrotkreuztag (8. Mai), zum  Schlänger Markt (Anfang November) oder nach Vereinbarung geöffnet. Infos gibt es hier im Internet  oder beim Museumsleiter Jürgen Reuter unter Tel. (0157) 86026583
Mail:  info(at)museum-in-westfalen-lippe.drk(dot)de
⇒ weitere Bilder finden Sie hierQuelle: Schlangen "Wir von hier",  Ausgabe 01/2016