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Rotkreuz-Museumsgründer Jürgen Reuter aus Bad Lippspringe feiert an diesem Montag seinen 75. Geburtstag

Jürgen Reuter wird an diesem Montag 75 Jahre alt. Seit mehr als 60 Jahren engagiert er sich nun schon für den Menschen. Foto: Nicole von Prondzinski

Bad Lippspringe/Schlangen. Er ist ein Paradebeispiel dafür, wie aus einer zufälligen Begegnung eine lebensbestimmende Aufgabe wird: Jürgen Reuter fand im Alter von nur 13 Jahren eher durch Zufall zum Deutschen Roten Kreuz – und stellte sich fortan selbstlos in dessen Dienst. An diesem Montag feiert der Gründer der Rotkreuzgeschichtlichen Sammlung in Westfalen-Lippe seinen 75. Geburtstag und blickt auf ein ereignisreiches Leben zurück.

„Es fing alles damit an, dass ein Freund mich zum Erste-Hilfe-Training beim DRK mitnahm“, erinnert sich Reuter. Bald darauf habe ihn schon das „Rot-Kreuz-Virus“ befallen. Mit 18 Jahren übernahm er bereits erste Leitungsfunktionen im Bad Lippspringer Ortsverein und engagierte sich künftig bis zu seiner Pensionierung in Ausbilder- und Führungsaufgaben: als Jugend-Rotkreuz-Leiter und Erste-Hilfe-Ausbilder, im Sanitäts- und Betreuungsdienst sowie als Bereitschaftsführer im Ortsverein. Auch als Leiter des kreisverbandseigenen Zentralen-Ausbildungszuges war er aktiv und arbeitete auf Landesverbandsebene in der Unterführung-Ausbildung. Sein Fokus auf Ausbildung kommt dabei wohl nicht von ungefähr – denn Reuter ist pensionierter Lehrer.

Lehrreich für ihn selbst sind wohl, folgt man seinen Erfahrungsberichten, seine Einsätze im Ausland gewesen. 1969 ging der damalige Lehramtsstudent für seinen ersten Auslandseinsatz nach Nigeria. In Folge des zu jener Zeit herrschenden Biafra-Krieges kam es hier zu einer Hungerkatastrophe - das DRK leistete humanitäre Hilfe. Mit dabei: Jürgen Reuter, der sich kurzerhand – so stellt er es dar – für diesen Einsatz angemeldet hatte, da seine Semesterferien noch nicht verplant gewesen waren.

„Es waren sehr intensive neun Monate, die ich dort verbrachte“, resümiert der Jubilar. Neben seiner Hauptaufgabe in der medizinischen Materialverwaltung vermaß er dort auch die größtenteils unterernährten oder an Kwashiorkor erkrankten Kinder. „Die Bilder aus dem Fernsehen von den ‚Biafra-Kindern‘ mit den ‚Hungerbäuchen‘ haben sich vielen bis heute ins Gedächtnis eingebrannt. Das hat aber noch eine ganz andere Bedeutung, wenn man wirklich vor Ort ist und die Kinder selbst sieht“, besinnt sich Reuter. Einige Kontakte, die damals geknüpft wurden, halten bis heute: 2018 besuchte ihn ein mittlerweile in Australien lebendender Nigerianer, den er während dieses Einsatzes kennengelernt hatte.

Auslandseinsätze hatte Jürgen Reuter unter anderem in Nigeria, Bangladesch, Äthiopien und Thailand

Und dies sollte nicht seine einzige Auslandshilfsaktion bleiben: Als Delegierter des Internationalen Roten Kreuzes engagierte er sich monatelang auch in Bangladesch und Thailand. Von 1985 an war er gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter für drei Jahre während der Hungersnot in Äthiopien im Einsatz. Trotz der äußerst schwierigen damaligen Lage nahm Reuter aus dieser Zeit auch seine Faszination für Afrika mit, die ihm bis heute geblieben ist.

So besuchte er Äthiopien seitdem mehrere Male und schwärmt von der malerischen Schönheit der dortigen Landschaft: „Wenn ich an dieser einen Stelle auf diese Bergwelt mit den tiefen Tälern hinabblicke, da treten mir die Tränen in die Augen, und ich denke: ‚Hier hat Gott die Welt geküsst‘.“

Auch regional war Reuter aktiv tätig: So wurde er beispielsweise bei den Hochwasserkatastrophen in Etteln und Schloß Neuhaus im Katastrophenschutz des Landes NRW eingesetzt.

Einen Namen hat er sich hier aber wohl vor allem mit der Gründung der Rotkreuzgeschichtlichen Sammlung in Westfalen-Lippe gemacht. Im Laufe seiner Rotkreuz-Tätigkeiten trug Reuter eine Sammlung zusammen, zunächst nur im Keller des Familienhauses, wo es aber bald zu eng wurde, sodass die Sammlung ins Dachgeschoss umziehen musste. Etliche Besucher lockte diese Sammlung schon damals an. Nach dem ersten Eintrag ins Gästebuch, 1997 datiert, folgten noch etwa 5000 weitere Gäste, die sich für die Sammlerstücke interessierten. 2013 schließlich wurde die Sammlung nach Schlangen verlegt und das Rotkreuz-Museum in der Parkstraße eröffnet. Im Juli 2018 erhielt diese Rotkreuzgeschichtliche Sammlung dann die Anerkennung als Landesmuseum des DRK-Landesverbandes Westfalen-Lippe.

»Wenn das Feuer in einem selbst lodert, kann der Funke auch auf andere überspringen.«  Jürgen Reuter

Für seinen vorbildlichen Einsatz im Dienst am Nächsten wurde der Jubilar mit zahlreichen DRK-Ehrungen ausgezeichnet, darunter auch mit dem DRK-Ehrenzeichen des Bundesverbandes. Die Stadt Bad Lippspringe verlieh ihm 2012 ihre Ehrenamtsnadel.

Ob es um humanitäre Hilfe geht oder darum, Geschichte zu bewahren: Reuter, der sich nach eigener Aussage selbst nie als Engel bezeichnen würde, zeigt beispielhaftes Engagement. Fragt man ihn nach Gründen, so ist sein Resultat: „Man muss selber dafür brennen. Egal was man tut: wenn man es für andere macht, funktioniert es nicht. Wenn das Feuer aber in einem selbst lodert, kann der Funke auch auf andere überspringen.“

Quelle: Westfalen-Blatt, Lokales aus Schlangen und Bad Lippspringe

Wir gratulieren heute unserem Museumsgründer und ehemaligen Museumsleiter Jürgen Reuter zum 75. Geburtstag und wünschen ihm alles erdenklich Gute, vor allen Dingen Gesundheit.
Präsidium und Museumsteam