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Reuters Leidenschaft - Das Rotkreuzmuseum in Bad Lippspringe

Foto: Werner Hohmann, Rotes Kreuz, Das Fachmagazin des DRK, 3/2001

Ein wenig stolz ist Jürgen Reuter schon, wenn er in seinem Haus in Bad Lippspringe durch seine Sammlung geht, die sich ausschließlich um das Rote kreuz dreht und die inzwischen ein kleines Museum geworden ist. Stolz deshalb, weil er irgendwie die Idee dazu schon immer hatte.

Vor drei Jahren begann er mit der Verwirklichung. Als bei einem verstorbenen Rotkreuzkameraden die Wohnung geräumt werden musste, da fiel Jürgen Reuter eine Menge Rotkreuznachlass in die Hände, von dem er meinte, "das sollte man der Nachwelt erhalten". Und dann erinnerte er sich daran, dass auch bei ihm zu Hause in der Heiligenbergstraße 2 noch viele weltweite Erinnerungen an das Rote Kreuz vorhanden waren. Denn Jürgen Reuter ist ein Rotkreuzmann seit vierzig Jahren. Viereinhalb Jahre war er für "sein Rotes Kreuz" im Ausland. Als Delegierter der Liga, die sich heute Föderation nennt. Neun Monate half er als Delegierter im Bürgerkriegsgebiet von Nigeria, in Bangladesch war er drei Monate tätig und in Thailand ein halbes Jahr. Sein längster Aufenthalt führte ihn aber nach Äthiopien, wo er drei Jahre für das Rote Kreuz humanitär wirkte. "Damals waren auch meine Frau mit dabei und Tochter Ulrike". Wobei auch noch erwähnt werden muss, dass seine Frau Cäcilia seit vielen Jahren Kreisrotkreuzleiterin im Kreisverband Paderborn ist und Tochter Ulrike einige Jahre im JRK tätig war. Was nicht verwundert, denn Vater Jürgen war 15 Jahre JRK-Leiter im Kreisverband Paderborn. Rotkreuzmäßig so vorbelastet war und ist es kein Wunder, dass Jürgen Reuter von all seinen Einsätzen stets Wimpel, Anstecknadeln und manche andere Rotkreuzerinnerungen mit nach Westfalen brachte. Sie finden sich jetzt in seinem kleinen Museum, wo er auf 100 Quadratmetern Rotkreuzgeschichtliches aus über 100 Jahren gesammelt hat. Alles ist geordnet, in Schränken verstaut, an Wänden angebracht. Das "Westfälische Volksblatt" schrieb über seine Sammlung: "130 Verbandkästen zieren eine ganze Wand, gegenüber hängen Bilderrahmen mit 1200 Briefmarken aus aller Welt. In Vitrinen und Schränken stehen Urkunden aus vielen Ländern, medizinische Geräte von der Jahrhundertwende; Uniformen, Sanitätskisten und Orden vervollständigen das Bild." Wir fragen Jürgen Reuter, wie er in nur drei Jahren an das umfangreiche Material gekommen ist. "Wenn man einmal Leute anspricht, dann erinnern sich manche, dass zu Hause doch auch noch etwas herum liegt." Und aus seinem großen Bekanntenkreis haben sich viele darauf spezialisiert, bei Auslandsaufenthalten "einfach Rotkreuzmaterial zu besorgen". Wie etwa Lydia Lüsse, die tolle Rotkreuzplakate aus der Mongolei mitbrachte, andere kamen mit solchen Plakaten zum Beispiel aus Malaga zurück. Dankbar ist Jürgen Reuter auch dem Rotkreuzkameraden Hans-Jürgen Mrotz aus dem Kreisverband Recklinghausen-Land. Er ist auch Sammler und gab Reuter viele wertvolle Tipps. Man braucht natürlich Gleichgesinnte, die mithelfen, die Idee unterstützen. Dazu zählt sicher seine Frau Cäcilia, dabei nennt er aber auch den langjährigen Vorsitzenden des Kreisverbandes Warburg, Walter Lücke, der manches beigesteuert hat und die Sammlung nachhaltig unterstützt. "Wenn hier alles so gut und geordnet untergebracht ist, dann gebührt auch dem Rotkreuzkameraden Gert Timpe Dank", so Jürgen Reuter. Der nämlich hat unentgeltlich die Regale gezimmert, Schränke aufgestellt und manch andere handwerkliche Hilfe geleistet. Als das Rote Kreuz in Paderborn im Herbst 2000 die Henry Dunant-Plakette bekam, weil 125 Jahre zuvor erstmals das Rote Kreuz mit der Gründung eines Vaterländischen Frauenvereins Einzug in die Bischofsstadt gehalten hatte, da hat auch Landesverband-Vizepräsidentin Oberin Carin Hell die geschichtsträchtige Ausstellung von Jürgen Reuter besucht. Sie war hellauf begeistert und hat gleich eine Reihe von Kostbarkeiten aus dem Bereich der Schwesternschaft beigesteuert. Jürgen Reuter, seit vielen Jahren Lehrer an der Bonifatiusschule in Paderborn, wo er Kinder von Aussiedlern und Ausländern unterrichtet, ist dankbar für alle, die ihn  bisher unterstützt haben. Seine "alten Schätze" und vieles aus der Gegenwart zeigen Rotkreuzideen aus allen fünf Kontinenten. Sie zeigen, dass überall auf der Welt das Rote Kreuz bemüht ist, sich positiv darzustellen, und zwar mit den verschiedensten Aufgabenfeldern. Die Ausstellung dokumentiert aber auch den rasanten Wandel etwa im Bereich der Medizin. Das, was Ärzte und Sanitätshelfer einst als große Errungenschaft feierten, ruft heute nur noch ungläubiges Kopfschütteln hervor. Interessant auch die Sammlung mit Orden, Anstecknadeln und anderem Material vom Roten Kreuz der damaligen DDR. Der Besuch in diesem kleinen Museum lohnt. Und Gäste sind den Reuters stets willkommen. Nur anmelden sollte man sich, was telefonisch unter 05252/931428 möglich ist. Und eine Bitte können wir Jürgen Reuter nicht abschlagen: Wer bei sich Rotkreuzraritäten findet und sie nicht verwenden kann -  Jürgen Reuter kommt, sichtet und nimmt es gern entgegen. Quelle: Werner Hohmann, Rotes Kreuz, Das Fachmagazin des DRK, 3/2001